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Menschen stehen in einer Schlange vor einer Bank

Steht die Welt kurz vor einer Finanzkrise?

Das globale Bankensystem sieht sich mit einer neuen Welle von Problemen konfrontiert, und es scheint, dass sich eine neue Finanzkrise über der Welt zusammenbraut. Die jüngsten Ereignisse haben bei Anlegern und Investoren Besorgnis ausgelöst: Drei Banken in den USA sind in Schwierigkeiten geraten, und ein Schweizer Bankenriese kämpft darum, sich über Wasser zu halten.

Was ist passiert?

Die Silicon Valley Bank (SVB), gemessen an der Bilanzsumme die 16. grösste Bank Amerikas und die wichtigste Bank für Hightech-Start-ups und Risikokapitalgeber in Kalifornien, ging kürzlich in Konkurs. Danach geriet auch die in New York ansässige Signature Bank, bei der die Kryptowährungsbranche gerne Geld anlegt, in Schwierigkeiten. Diese Woche musste die 14. größte Bank, die First Republic Bank, Insolvenz anmelden.

Obwohl keine dieser Banken zu den acht systemrelevanten Giganten des US-Bankensystems gehört, begann die letzte Finanzkrise mit kleinen Namen, weshalb alle nervös sind. Seit Anfang März haben die Banken in den USA, Europa und Japan 15 % ihres Marktwertes verloren, und die Anleger haben ihre Aktien für fast eine halbe Billion Dollar abgestoßen.

Warum haben die Banken Probleme?

Der Schweizer Riese Credit Suisse, der auf eine 167-jährige Geschichte zurückblicken kann, gehört zu den 30 systemrelevanten Banken der Welt. Die Schweizer Zentralbank musste eingreifen, um die Credit Suisse mit einer beispiellosen Kreditlinie von 54 Milliarden Dollar über Wasser zu halten. Doch das Schicksal der Bank hängt in der Schwebe, denn die alten Probleme sind nicht verschwunden und lassen sich auch nicht schnell lösen.

Wegen dieser Probleme laufen der Credit Suisse seit Monaten die Kunden davon. Die Credit Suisse wurde von der ersten Welle des amerikanischen Mini-Sturms getroffen, der über Europa hinwegfegte. Hält die Panik an, drohen dem gesamten Finanzsektor, in dem alles miteinander vernetzt ist und auf Vertrauen basiert, ernsthafte Probleme.

Steht uns eine Finanzkrise bevor?

Im vergangenen Jahr wurde der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an diejenigen verliehen, die wissenschaftlich nachgewiesen haben, dass die Banken eine entscheidende Rolle für das Funktionieren der modernen Wirtschaft spielen und dass der Verlust des Vertrauens in die Banken und der Run der Einleger eine leichte Krankheit in eine tiefe Depression verwandeln kann. Angesichts der jüngsten Ereignisse wie dem Zusammenbruch der SVB und den Schwierigkeiten der Credit Suisse fragen sich viele, ob eine Finanzkrise bevorsteht.

Der Zusammenbruch der SVB

Der Zusammenbruch der SVB wurde durch eine Fehlkalkulation ihrer Investitionen in hochsichere US-Staatsanleihen verursacht. Als die Zentralbanken begannen, die Zinsen zu erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen, fielen die Kurse dieser Anleihen, wodurch eine Lücke zwischen den Verbindlichkeiten und den Vermögenswerten der Bank entstand. Die SVB war gezwungen, ihr Portfolio an Staatsanleihen im Wert von 21 Milliarden Dollar zu verkaufen und verlor dabei 1,8 Milliarden Dollar. Als die Verluste der Bank bekannt wurden, brachen die Kunden in Panik aus und versuchten, 42 Milliarden Dollar von ihren Konten abzuheben, was zum Zusammenbruch der Bank führte.

Was geschah mit der Credit Suisse?

Der Schweizer Finanzsektor ist bekannt für seine Stabilität, seine Integrität und seine hohen Standards im Bankwesen. Eine der beiden Säulen des Schweizer Bankensektors, die Credit Suisse, befindet sich jedoch seit einem Jahrzehnt in einer Abwärtsspirale. Trotz zahlreicher Restrukturierungs- und Sanierungsbemühungen reihten sich Skandale, Milliardenverluste und eine unausgegorene Strategie aneinander.

Die jüngste Krise ereignete sich 2021, als der Zusammenbruch der Investmentfonds Archegos und Greensill Capital der Bank hohe Verluste bescherte. Daraufhin trat der Vorstandsvorsitzende Antonio Horta-Osorio wegen Verletzung der COVID-19-Regeln zurück. Die strategische Neuausrichtung des neuen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Koerner konnte die Investoren nicht überzeugen und Gerüchte über eine bevorstehende Insolvenz ließen die Kunden flüchten. Allein zwischen Oktober und Dezember zogen Kunden über 100 Milliarden Dollar ab.

Zur Rettung der Schweizer Wirtschaft und des Bankensystems übernimmt die UBS die Credit Suisse für drei Milliarden Schweizer Franken. Die Aktionäre der Credit Suisse erhalten für 22,48 Credit Suisse-Aktien eine UBS-Aktie. Die Regierung und die Zentralbank des Landes unterstützten die Übernahme mit Milliardenhilfen.

Durch den Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse entsteht eine der größten Banken Europas mit über 120.000 Mitarbeitenden und einer Bilanzsumme von 1,7 Billionen US-Dollar. Dieser Schritt wird als notwendig erachtet, um die Stabilität und die Reputation des Schweizer Bankensystems zu erhalten, das seit vielen Jahren das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bildet.

Kommt es zu einer neuen globalen Finanzkrise?

Die Möglichkeit einer neuen globalen Finanzkrise ist in letzter Zeit ein viel diskutiertes Thema. Viele fragen sich, ob das derzeitige Wirtschaftsklima kurz vor dem Zusammenbruch steht. Obwohl es noch zu früh ist, um dies mit Sicherheit zu sagen, gibt es Gründe für die Annahme, dass eine Wiederholung von Finanzkrise 2008 vermieden werden kann.

Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass die Banken heute in einer besseren finanziellen Verfassung sind als 2008. Nach dem Zusammenbruch des US-Subprime-Hypothekenmarktes verfügten viele Banken nur über sehr wenig Kapital, um ihre Verluste zu decken. Dieses Mal sind die Banken jedoch besser gerüstet, um wirtschaftliche Schocks zu bewältigen.

Ein weiterer positiver Faktor ist, dass die Banken nun verpflichtet sind, regelmäßig über die Qualität ihrer Anlageportfolios zu berichten und sich strengen Stresstests zu unterziehen. Dies sorgt für mehr Transparenz, die 2008 schmerzlich vermisst wurde, als niemand wusste, wie hoch die Verluste waren oder welche Banken am meisten gefährdet waren.

Die Zentralbanken haben zudem Kreditlinien eingerichtet, um Banken mit Liquiditätsproblemen zu unterstützen. Damit sollte verhindert werden, dass das globale Finanzsystem wie in der letzten Krise zum Erliegen kommt.

Trotz dieser positiven Entwicklungen darf nicht vergessen werden, dass die Krise 2008 klein begann und schnell eskalierte. Banken und andere Finanzinstitute müssen derzeit hohe Verluste verkraften, die zu einem ähnlich raschen Vertrauensverlust wie 2008 führen könnten.

Abschließend lässt sich sagen, dass es zwar Grund zur Hoffnung gibt, dass eine Wiederholung der Krise von 2008 vermieden werden kann, dass es aber wichtig ist, wachsam zu bleiben und die Situation weiterhin genau zu beobachten. Es ist unmöglich, mit Sicherheit vorherzusagen, was die Zukunft bringen wird, aber wenn wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und proaktive Maßnahmen ergreifen, können wir hoffen, eine weitere globale Finanzkrise zu vermeiden.

Bildnachweis: Biomining.net.